Das neue "Quartier Eurobahnhof" in Saarbrücken

[ Nach unten  |  Zum letzten Beitrag  |  Thema abonnieren  |  Neueste Beiträge zuerst ]


LittleGiant
Administrator

63, Männlich

Admins & Moderatoren

Beiträge: 15

Das neue "Quartier Eurobahnhof" in Saarbrücken

von LittleGiant am 14.04.2009 01:15

Im Juni 2007 wurde die neue Schnellstrecke Paris-Ostfrankreich-Süddeutschland (POS) eingerichtet, mit Verbindung nach Stuttgart und Frankfurt/Main. Aus diesem Anlaß wurde der Saarbrücker Hauptbahnhof (eröffnet im Jahr 1967) modernisiert und zum "Eurobahnhof" umgebaut. Die Stadt Saarbrücken hat nun Anschluß an das europäische Hochgeschwindigkeitsnetz., d. h. die Fahrzeit zwischen der Seine-Metropole und Saarbrücken verkürzt sich auf weniger als 2 Stunden.

Der Eurobahnhof wird zum Haltepunkt für den ICE M3, der zwischen Frankfurt/Main und Paris über Mannheim, Kaiserslautern und Saarbrücken fährt. Der ICE hält 5 mal täglich in Saarbrücken - auf Gleis 12. Bisher dauerte eine Reise von Frankfurt nach Paris über 6 Stunden. Nun dauert die gleiche Reise auf der neuen Hochgeschwindigkeisstrecke nur noch ca. 4 Stunden. Am 15. Dezember 2007 wurde der "Eurobahnhof" Saarbrücken nach 18 Monaten Bauzeit (wieder-) eröffnet.

Schon im Jahr 1996 gab es ein Projekt "Saarbrücken 21", das gemeinsam von der Deutschen Bank, der Landesregierung und der Landeshauptstadt Saarbrücken entwickelt wurde. Es wurde damals jedoch nicht realisiert. Dieses Projekt wurde von der G.I.U. (Gesellschaft für Innovation und Unternehmensförderung mbH) wieder aufgegriffen und nun in die Tat umgesetzt. Diese Gesellschaft hat auch maßgeblich an der Entstehung der "Saarterrassen" mitgewirkt.

Der Innenraum des Bahnhofs wurde komplett neu gestaltet. Das Innere des Gebäudes wird von den Farben Anthrazit/Grau und Weiß dominiert. Außerdem "spendierte" man dem Bahnhofsgebäude eine neue Fassade. Diese erstrahlt nun am Tag in einem satten "Orange". Bei Dunkelheit wird sie angeleuchtet.

Der Zugang zu den Gleisen wurde beiderseits komplett mit Glaswänden und Neonleuchten verkleidet. Es gibt zwischen Gleis 5/12 und Gleis 14/16 auf der linken Seite einen Warteraum und auf der rechten Seite Schließfächer. Unter der Treppe, die zu Gleis 1 führt, gibt es eine Behinderten-Toilette. Kommt man vom Bahnsteig in das Gebäude, so findet man am Ausgang (5 automatische Türen) links einen Service-Point der Bahn. Der Bahnhof wurde außerdem behindertengerecht ausgestattet. Es wurden fünf Aufzüge eingebaut. So ist der Zugang zu den Bahnsteigen nun barrierefrei. Ich habe allerdings den Eindruck, daß die Aufzüge nicht sehr groß sind. Es kann jeweils nur ein Rollstuhlfahrer einen Aufzug benutzen. Oder zwei bis drei nichtbehinderte Personen. Und die Aufzüge stehen mitten im Gang. Wenn da etwas mehr "Betrieb" ist, wird es dort etwas eng.

Kommt man vom Haupteingang in das Gebäude, so findet man rechts gegenüber dem Eingang das DB-Reisezentrum sowie ein "Reiseland"-Reisebüro. Außerdem einen EC-Geldautomaten und den Service-Point.

Die Toiletten und Waschräume wurden verlegt. Früher war der Zugang zu den Toiletten - wenn man das Bahnhofsgebäude durch den Haupteingang betrat - auf der linken Seite. Heute befinden sich die Toiletten und Waschräume außerhalb des Gebäudes, am Ostzugang.

Dort findet man auch 15 abschließbare Fahrradboxen für jeweils 1 Rad plus Gepäck. Diese können gemietet werden - wahlweise für 6 oder 12 Monate. So können Pendler, die häufig mit dem Rad unterwegs sind, bequem vom Drahtesel auf den Zug umsteigen und umgekehrt. Aber auch vor dem Haupteingang des Bahnhofs kann man den Drahtesel abstellen.

Sitzgelegenheiten gibt es im Bahnhofsgebäude selbst nur sehr, sehr wenige (vorne am Haupteingang). Da bleibt nur die Möglichkeit, sich in einer der Kneipen oder Restaurants am bzw. im Bahnhof niederzulassen. Das ist der einzige Nachteil. Allerdings gibt es im Tunnel zu den Gleisen zwei Warteräume.
Für das leibliche (und geistige) Wohl der Reisenden wird natürlich auch gesorgt. Es gibt im Bahnhofsgebäude ein BurgerKing-Restaurant, ein chinesisches Restaurant ( "China-Snack Liu" ), einen Buch- und Zeitschriftenhandel, eine Drogerie ("Ihr-Platz" ), einen Tabakwarenladen...

Auf der gegenüberliegenden Seite gibt es eine Verkaufsstelle des SaarVV (Saarländsicher Verkehrsverbund), ein Blumengeschäft, eine Espresso-Bar, sowie "Presse & Buch". Geht man vom Haupteingang geradewegs am "Presse & Buch" vorbei, so trifft man zuerst auf die Gaststätte "Zum Fritz" und dann auf "Brezelbäckerei Ditsch".

Links neben dem Haupteingang gibt es auch ein Büro der Autovermietung "Sixt". Wer also kein Taxi nehmen- und lieber selbst fahren will, kann sich hier einen Wagen mieten. Die Geschäftsstelle ist von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Wer Taxen bevorzugt - vor dem Bahnhofsgebäude gibt es auch einige Stellplätze für Taxen.

Wenn man den Ostzugang benutzt, kommt man an einer Kneipe ( "Café Village Bistro" ) vorbei, sowie an einem Büro der Bundeswehr (Wehrdienstberatung), einem Tabakladen und einem Friseursalon. Links vom Osttunnel, im Bahnhofsgebäude, gibt es eine Filiale der "Reisebank".

Auf dem Bahnhofsvorplatz gibt es einen Fahrrad-Unterstand. Wer also mit dem Fahrrad zum Bahnhof fährt, um dort auf den Zug umzusteigen, kann dort seinen Drahtesel abstellen.

Bis ins Jahr 2001 verfügte der Hauptbahnhof Saarbrücken über 22 Gleise. Nach diversen Umbaumaßnahmen verfügt der Bahnhof heute noch über 16 Gleise. Durch die Einsparung einiger Gleise wurde Platz geschaffen für das neue Nord-Terminal bzw. den Nordausgang zum Stadtteil Rodenhof. Hier gibt es ausreichend Parkmöglichkeiten und man hat direkten Autobahnanschluß. Den Parkplatz erreicht man über den Ludwigsbergkreisel in die Grülingsstraße und Lützelbachstraße ins Quartier Eurobahnhof. Die ersten 30 Minuten parken sind kostenlos.
Geplant ist dieses Areal auch als Dienstleistungsstandort. Hier - im Quartier Eurobahnhof - sollen sich einmal Firmen ansiedeln, die die Nähe zu Frankreich als Standortvorteil nutzen wollen.

Vom Bahnhof aus gelangt man (vorbei an der Saarbahn-Haltestelle) in 2 Minuten an die Saargalerie, die sich derzeit im Umbau befindet, und Ende 2009 neu eröffnet werden soll. Derzeit ist die Saargalerie aber noch eine Baustelle, und man sieht noch überhaupt nichts von den geplanten Umbaumaßnahmen.
Die Saargalerie soll dann auf 3 Ebenen ca. 25.000 m² Verkaufsfläche haben. In den Neubau der Saargalerie wird auch das ehemalige Gebäude der Bergwerksdirektion miteinbezogen, das seit 1978 unter Denkmalschutz steht. Es wurde von Martin Gropius und Heino Schmieden im Stil der Florentiner Renaissance erbaut. Hier war früher die Verwaltung der Saarbergwerke untergebracht. Die "Entkernung" des Gebäudes und die Eingliederung in die Saargalerie stoßen nicht überall auf Zustimmung. Von diesem Gebäude (Bau von 1877 bis 1880) wird nur noch die denkmalgeschützte Fassade erhalten bleiben. So gab es Proteste vom Deutschen Werkbund Saarland und dem BDA sowie von Saarbrücker Universitäts-Dozenten.

Auf dem Bahnhofsvorplatz gibt es zahlreiche Parkplätze für "Park & Ride"- Nutzer. ich habe mal nachgezählt. Es dürften ca. 50 bis 60 Parkplätze sein, die in zwei Reihen vor dem Bahnhof angelegt wurden, davon 3 Behinderten-Parkpätze. Auch an die Radfahrer wurde gedacht (Stellplätze für Fahrräder). Durch die Reichsstrasse - vorbei an der Saargalerie - gelangt man direkt auf die "Einkaufsmeile" der Landeshauptstadt, die Bahnhofstraße. So können Durchreisende, die in Saarbrücken Zwischenstation machen, die Zeit bis zur Weiterreise bspw. zu einem kleinen Einkaufsbummel nutzen. Wenn die Saargalerie einmal fertiggestellt sein wird, hat der Eurobahnhof gleich auch einen schicken "Einkaufstempel" in unmittelbarer Nähe.

Der Eurobahnhof hat natürlich auch eine gute Anbindung an das Netz des Saarländischen Verkehrsverbunds (saarVV) . Unterhalb des Bahnhofsgebäudes - Richtung Saargalerie - befinden sich Bushaltestellen und eine (viergleisige) Haltestelle der Saarbahn. Mit der Saarbahn kann man in wenigen Minuten bequem das Rathaus und den St. Johanner Markt erreichen. Oder - in entgegengesetzter Richtung - die Saarterrassen auf dem ehemaligen Gelände der Burbacher Hütte. Die Saarbahn fährt - in südlicher Richtung - bis ins benachbarte Frankreich, nach Saargemünd. In nördlicher Richtung fährt sie bis nach Riegelsberg.

Vom Hauptbahnhof bis zum Ludwigspark (Stadion) sind es 1,7 km, ebenso bis zur Saarlandhalle. Bis zur Kongresshalle sind es nur 400 Meter und bis zum Messegelände (Saarmesse) ca. 3 km. Bis zu den Saarterrassen sind es ca. 5 km. Bis zum St. Johanner Markt sind es ca. 4 km. Zu Fuß sind es vom St. Johanner Markt bis zum Eurobahnhof ca. 1,1 Kilometer (durch die Bahnhofstrasse). Dafür brauche ich eine knappe Viertelstunde (aber nur, wenn ich nicht dauernd stehenbleibe, um mir die Schaufenster der Geschäfte anzusehen '*grins*).
Hotels gibt es in der Nähe des Bahnhofs natürlich auch. Zum Beispiel das "Hotel Stadt Hamburg" in der Bahnhofstrasse (ca. 500 m) oder das "Mercure Hotel Saarbrücken City" (ca. 300 m). Das Hotel "La Résidence" ist nur 5 Gehminuten vom Eurobahnhof entfernt.

Die (Um-) Gestaltung des Saarbrücker Hauptbahnhofs zum "Eurobahnhof" ist gelungen, meine ich. Die Innenraumgestaltung ist sehr ansprechend und als Reisender fühlt man sich hier auch wohl. Ist natürlich mein subjektiver Eindruck. Andere Leute, die ich danach fragte, empfanden die Innengestaltung des Bahnhofsgebäudes als "zu kalt" oder "steril"...

Hat man einen längeren Aufenthalt, weil man auf einen Anschlußzug warten muß, so kann man hier also ganz prima "die Zeit totschlagen"

Mein Fazit:
Ich bin jedenfalls sehr angetan vom "neuen" Saarbrücker Bahnhof. "Schön" ist er nicht unbedingt, aber zweckmäßig - und sauber. Ich fahre schon seit über 20 Jahren (fast) täglich mit der Bahn nach Saarbrücken. Noch vor 2 Jahren war der Bahnhof ein "hässlicher Betonklotz". Der Umbau hat sich gelohnt, würde ich mal sagen. Der war auch bitter nötig. Vor allem das Innenleben des Bahnhofs wurde völlig neu gestaltet, so daß er jetzt sauber und hell wirkt.

Die Stadt Saarbrücken "putzt" sich zur Zeit heraus. Im Umfeld des Bahnhofs gibt es ebenfalls Baumaßnahmen. Und wenn auch das Projekt "Stadtmitte am Fluss" in den nächsten Jahren umgesetzt werden wird, haben wir Saarländer bald eine richtig schöne Landeshauptstadt, auf die wir stolz sein können...

Zuerst veröffentlicht bei Ciao.de

LG

Antworten

« zurück zum Forum